Begleitung der Ausstellung „Gesicht zeigen“
durch den „Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe in Göttingen e.V.“
Im Rahmen der Aktionswoche Alkohol 2024 („Wem schadet dein Drink?“) wurde von der Suchtbeauftragten der Universität Göttingen, Frau Ilona Carl, und dem Healthy Campus Göttingen die NACOA-Ausstellung „Gesicht zeigen“ nach Göttingen geholt.
In diesem Zusammenhang wurde unser Verein angefragt, ob wir diese Ausstellung gerne begleiten und den Besuchern mit Informationen und unseren Erfahrungen zur Seite stehen würden.
Zuerst einmal möchten wir NACOA Deutschland für die wirklich gelungene Ausstellung danken. Für alle, die nicht die Möglichkeit hatten, diese zu besuchen hier eine kurze Zusammenfassung (die der Tiefe und Emotionalität der eigentlichen Ausstellung nicht gerecht werden kann):
Im Mittelpunkt dieser Ausstellung stehen zehn mutige Menschen, welche eine gemeinsame Erfahrung teilen: eine Kindheit im Schatten der elterlichen Sucht.
„Diese zehn Menschen stehen stellvertretend für drei Millionen Kinder und Jugendliche, die gegenwärtig in Deutschland mit einem suchtkranken Elternteil aufwachsen. Und für sechs Millionen Erwachsene, die in suchtbelasteten Familien aufgewachsen sind und häufig noch immer darunter leiden. Denn sie alle tragen ein deutlich erhöhtes Risiko, eine psychische Krankheit zu entwickeln. Etwa ein Drittel der Betroffenen wird selber suchtkrank, ein weiteres Drittel, das oft mit dem ersten überlappt, entwickelt andere psychische oder soziale Störungen. Nur eines von drei Kindern kommt mehr oder weniger unbeschadet davon.“ (Quelle: NACOA Deutschland über die Ausstellung „Gesicht zeigen“, https://nacoa.de/gesicht-zeigen)
Wir, als „Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe in Göttingen e.V.“, hatten also, neben anderen Akteuren der Suchthilfe in Göttingen, die Möglichkeit, diese Ausstellung an zwei Tagen (dem ersten Tag nach der Installation und den letzten Tag vor dem Abbau) zu begleiten. Unsere Idee in diesem Zusammenhang war es, nicht nur unseren Verein und dessen Arbeit an sich vorzustellen, sondern die Suchthilfe in Göttingen im Allgemeinen. Kurzum: das Zusammenspiel der verschiedenen Einrichtungen (von Entgiftung, über Therapieeinrichtungen hin zur Selbsthilfe) in unserer Region.
So schlugen wir am ersten Tag, einem Freitag, gegen 10:00 mit 2 Ansprechpersonen im Foyer der Zentralmensa auf, richteten uns ein, verteilten Infomaterialien und auch das vom Verein publizierte Booklet „Gefangen in der Sucht des Anderen“ auf der Fläche und harrten der Dinge, die kommen würden.
Was soll ich sagen, die Zentralmensa ist ziemlich ausgestorben, wenn es noch kein Essen gibt.
Aber dies gab uns die Zeit, uns die Aufsteller anzusehen und die wirklich beeindruckenden Geschichten auf uns wirken zu lassen.
Gegen 11:00 füllte sich dann langsam das Foyer mit Wartenden, doch wir mussten leider feststellen, dass das Interesse an den Aufstellern und unseren Materialien sehr gering war. Zwar schauten einige verstohlen zu den Plakaten, doch es schien, als ob die meisten sich abwendeten, als sie das Thema der Ausstellung verstanden haben.
Leider ist dies in unserer Gesellschaft noch immer die „natürliche“ Reaktion zum Thema Abhängigkeit: Ignorieren, wegschauen und nur nicht öffentlich darüber sprechen.
Doch damit wollten wir uns nicht zufrieden geben und haben beschlossen, die Gespräche in die Ausstellung zu tragen und sind auf die Personen, welche sich mit den Aufstellern beschäftigt haben, zugegangen und haben ihnen aktiv ein Gespräch angeboten.
Auch wenn manche dies nicht wollten, so gab es doch einige Menschen, die wohl genau darauf gewartet und dieses Angebot dankend in Anspruch genommen haben.
So verging die Zeit dann auch relativ schnell und wir sind nach Mensaschließung gegen 15:00 mit dem Gefühl nach Hause gegangen, wenigstens einigen Menschen geholfen zu haben.
Am darauf folgenden Mittwoch waren wir erneut vor Ort, diesmal spontan sogar mit 3 Mitgliedern.
Da wir ja auch lernfähig sind, verteilten wir uns heute gleich auf dem Areal und sprachen die Personen an, zeigten die Hintergründe der Ausstellung auf und verteilten auch das mitgebrachte Informationsmaterial.
Anders als den Freitag zuvor waren die Menschen heute aufgeschlossener und gesprächsbereiter, was dazu führte, dass wir die meiste Zeit über alle drei gleichzeitig in verschiedene Gespräche involviert waren.
Es war schön, zu merken, dass unsere Gesprächspartner die Wichtigkeit unserer Arbeit anerkannten und auch mit Dankbarkeit auf unseren Einsatz reagierten.
Wir konnten den Menschen aufzeigen, wie Angehörige die Problematik eines möglichen kritischen oder auch abhängigen Konsums ansprechen können, worauf sie achten sollten und wo sie selbst Hilfe finden können.
Gerade die Hervorhebung der Folgen des Konsums auf die Angehörigen war für viele der Punkt, an dem sie sich selbst in den Gesprächen erkannt haben und mehr wissen wollten.
Die Zeit verging so wie im Fluge und wir realisierten erst, dass die Öffnungszeiten der Mensa sich dem Ende zu neigten, als die letzten Besucher aus den Speisesälen hinaus gebeten wurden. Somit war es auch für uns an der Zeit, langsam unsere Sachen zusammen zu packen und die Örtlichkeit zu verlassen.
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal unseren besonderen Dank an all diejenigen ausdrücken, die geholfen haben, unser „Gefangen in der Sucht des Anderen“ zu verwirklichen. Nur dank eurer Geschichten, die ihr mit der Öffentlichkeit geteilt habt, wurde dieses Booklet möglich gemacht. Das Interesse daran war umwerfend, so dass wir alleine an diesen beiden Tagen fast 50 Exemplare davon an Besucher überreichen konnten.
VIELEN LIEBEN DANK DAFÜR !!!
Aktionswoche Alkohol 2024
Infoausstellung Klinikum Göttingen
Im Rahmen der Aktionswoche Alkohol 2024 ("Wem schadet dein Drink") sollte in der Westhalle des Uniklinikums Göttingen das Thema Suchterkrankungen mal wieder in die Gesellschaft gebracht werden.
Hierzu haben sich Akteure des "Arbeitskreises Sucht Göttingen" (dem auch wir angehören) entschlossen, eine unbegleitete Ausstellung zu diesem Thema an einem möglichst viel besuchten Ort zu installieren und diese mit Informationsmaterialien zu der Thematik sowie Kontaktmöglichkeiten zu Ansprechpartnern in und um Göttingen auszustatten.
Ausstellungszeitraum: 07.06.2024 bis 17.06.2024